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HIETZINGER ZEITUNG
NUMMER 2/1973
K. Mader |
EIN ELFJÄHRIGER AUF DEN SPUREN VON HIERONYMUS
BOSCH
Die phantaschtische Welten des kleinen Luigi
Luigi La Speranza, elfjähriger Sohn einer
Tanzpädagogin und eines Italieners, der in Wien als Dolmetsch arbeitet,
ist ein ganz außergewöhnliches Talent. Seit seinem siebenten
Lebensjahr zeichnet und malt der Bub Bilder im Stile der Phantastischen
Realisten der Wiener Schule, die entfernt jenen Werken von Hieronymus Bosch
ähneln.
"Gezeichnet hat der Luigi immer schon" sagt seine Mutter, Frau Zita
La Speranza, "aber seine erste Ausstellung hatte er erst im Alter von sieben
Jahren.”
In der Schule fiel Luigis Lehrerin auf, daß der hübsche
Bub für sein Alter ungewöhnlich gut und fast perfekt zeichnen
und malen konnte. Luigi dessen Talent,- von seinen Eltern damals noch in
keiner Weise gelenkt oder gefördert wurde, durfte in seiner Klasse
seine Bilder ausstellen. Professor Ernst Fuchs, auf das Können
des kleinen Phantasten aufmerksam gemacht, bezeichnete es als unwahrscheinlich,
daß ein Bub in Luigis Alter derart perfekt seine Irnpressionen zu
Papier bringen könne. Er sieht heute in Luigi La Speranza –
vorausgesetzt, sein Talent entwickelt sich weiter wie bisher - einen der
begabtesten jungen Künstler Österreichs. Und "Kultur speziel
Moderator Dr. Dolf Linder, der mit einem Aufnahmeteam in Luigis ersten
Ausstellungsraum (das Klassenzimmer) kam, zeigte sich vom autodidaken Können
des damals Siebenjährigen beeindruckt.
Auch die Presse berichtete in Bildreportagen
über das junge Zeichen- und Maltalent. Luigi La Speranza wurde in
seiner Schule eine kleinen Berühmtheit. Seine Klassenkameraden freuten
sich über jeden erschienenen Artikel und klebten die Zeitungsausschnitte
auf eine Tafel. Der kleine Maler wurde im Kreise seiner Altersgenossen
nicht zum vielbestaunten Außenseiter, sondern er blieb stets einer
von ihnen. Einer, auf den sie stolz waren.
Zita La Speranza erzählt über ihren Sohn, daß
er kein sogenanntes Wunderkind ist. Von seinen besonderen Talent abgesehen,
ist er ein normaler Bub. Ein Elfjähriger, der zu Hause Mäuse
züchtet und im Terrarium Frösche und Mehlwürmer hält.
"Nur wenn er zeichnet und malt, unterscheidet er sich von den anderen
Kindern", sagt Luigis Mutter. Ganz spontan setzt sich der Elfjährige
an den Tisch und bringt seine Phantasie zu Papier. Merkwürdige Gestalten,
die von fernen Welten zu stammen scheinen, tanzen zwischen Schlingpflanzen,
die Figuren sind klar und scharf gezeichnet, die Farbflächen rnosaikartig
abgegrenzt aufgetragen. Luigis Bilder sind beklemmend perfekt gemalt, völlig
frei von kindlicher Schlamperei, sie wirken, wie wenn Selbsterlebtes oder
wirklichkeitsechte Träume zu Papier gebracht würden.
Vor drei Jahren wurden Luigis Bilder zum erstenmal öffentlich
ausgestellt. In der Galerie Basilisk in der Schönlaterngasse
konnten die Erwachsenen die kleinen Werke (Luigi zeichnete damals ausschließlich
auf Kleinformat) eines Kindes dessen
Bilder wie von einer ausgereiften Persönlichkeit wirken, bewundern.
Noch im selben Jahr wurden seine Bilder anläßlich der Wiener
Festwochen im Hietzinger Amtshaus gezeigt, und Heinz Conrads holte den
als "Wunderknaben" apostrophierten Buben in seine Sendung, um ihn einer
großen Zuseherzahl vorzustellen. Auch das Ausland meldete sich bei
der Familie La Speranza. Das amerikanische Fernsehen drehte einen
Kurzfilm über den jungen Phantasten, und in-Düsseldorf fand Luigis
erste Verkaufsausstellung statt. 20 Minuten nach Ausstellungseröffnung
waren alle Bilder bereits verkauft. Luigi zeigte sich von den großen
Erfolgen unbeeindruckt, er lebte weiterhin das “norrnale" Leben eines Buben.
Am meisten freut sich Zita La Speranza über die Erfolge ihres Sohnes
Luigi. Im Februar durfte der Bub zum Beispiel Im Wiener Künstlerhaus
ausstellen. "Das ist etwas noch nie Dagewesenes, daß ein Elfjähriger
im Künstlerhaus ausstellen durfte”, sagt Zita La Speranza. "Der
Bub konnte sogar mitbestimmen, wie seine Bilder am optimalsten angeordnet
werden sollen. Freilich war auch er ein wenig aufgeregt ... “
Waren früher die Galerien skeptisch, wenn
sie aufgefordert wurden, Luigis Bilder auszustellen, so kommen sie heute
von selbst mit der Bitte, für den jungen Künstler eine Ausstellung
organisieren zu dürfen. Für Luigi scheint die Zukunft bereits
jetzt fixiert zu sein. Zita La Speranza meint dazu, daß sie
- soweit das bei der heutigen Jugend überhaupt möglich ist -
Luigi. bis zur Matura im Griff haben möchte". Der Bub besucht
derzeit die Rudolf-Steiner-Schule in Mauer, wo er auch maturieren soll.
Ob er später eine Akademie besuchen oder ein "totaler Autodidakt"
bleiben will, das soll Luigi selbst entscheiden, meint seine Mutter.
In der Galerie Etcetera in der Hietzinger Domrnayergasse wurden signierte
Siebdrucke in kleiner Stückzahl aufgelegt, die es noch kurze Zeit
zu kaufen gibt. Vielleicht - oder besser- wahrscheinlich – weden diese
Siebdrucke für den Besitzer einmal einen nicht unbeträchtlichen
Wert repräsentieren.
K. MADER |
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