|
|
Der Künstler bittet zu Tisch
Eigentlich müßte man die Tischplatte, die der neunjährige
Luigi
La Speranza, ein aufgeweckter Wiener Bub, bemalt hat, an die Wand hängen.
Denn das Resultat monatelanger Bemühung verrät mehr als dekorative
Buntheit.
Wäre der kleine Luigi nicht ein ganz normaler Lausbub,
der am liebsten mit dem Collie der Familie und seinem Goldhamster Petzi
spielt, müßte man ihn wohl ein Wunderkind nennen Sein Talent
wurde entdeckt, als ihm der Osterhase vor drei Jahren bunte Filzstifte
brachte.
Die Bilder, die er daraufhin in rascher Folge zeichnete
und malte, offenbarten eine skurrile Traumwelt: als bevölkerten grellfarbige
Marsmenschen Papier und Leinwand. Der Bub, der nie ein Museum betreten
hatte, machte - ahnungslos - Malern wie Miro und Klee Konkurrenz. Die Wiener
Schule des phantastischen Realismus hatte unverhofft Zuzug aus Italien
erhalten. Einer ihrer Meister, Ernst Fuchs, anerkannte staunend das Nachwuchstalent.
Eine Ausstellung in Wien machte das Publikum auf den malenden
Buben aufmerksam. Für seine Mutter begann Luigi - angeregt durch einen
Artikel über Erich Brauer in der KURIER-Beilage im vorigen Herbst
einen Tisch zu bemalen. Die Tischplatte gewährt Einbtick in die phantastische
Welt des Luigi La Speranza. Wer an diesem Tisch die Jause ißt, hält
sein Häferl in der Hand.
Kein Tisch für die Jause ( Bild )
Luigi an der Arbeit: Traumgeschöpfe drängen
auf den Tisch ( Bild )
TEXT: KURT KAHL PHOTOS: FRED RIEDMANN |
|