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DIE NEUE ZEITUNG
25. Mai 1970
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Luigi La Speranza(8) ist glücklich in
der Zeichenstunde. Wenn er einen Baum malt, wird ein Fabelwesen daraus...(BILD)
Picasso hat er hinter sich
Der hübsche Luigi mit den sensiblen Augen wird nun bald acht Jahre
jung, und man bezeichnet ihn als Wunderkind. Seit einem Jahr zeichnet und
malt er drauf los. In dieser lächerlich kurzen Zeitspanne hat er es
geschafft, in Fernsehen, Film und in zahlreichen Kulturseiten des Blätterwaldes
Eingang zu finden. Doch all der laute Zauber ist - o Wunder - an ihm vobeimarschiert,
ohne Schaden anzurichten.
In der Wohnung der Familie La Speranza hängen
keine kitschigen Kinderbilder, sondern vorwiegend Hieronymus Bosch-Repros
und ein Picasso. Diesen Picasso hat der kleine Luigi abgezeichnet, als
er noch nicht in die Schule ging. Das Fetzchen Papier gibt es noch, denn
Luigis Mutter, eine ehermalige Tanzlehrerin, hebt alle Werke Luigis stolz
auf. "Picasso" hat der kleine Bub bereits "hinter sieh" gebracht, und er
meint: "Der Hieronymus gefällt mir viel besser."
Die „Wurzel“
Und hier liegt wahrscheinlich auch die Wurzel,
die einen Buben zu einem sogenannten Wunderkind gemacht hat. Ein Elternhaus,
das erkannt hat, wie wichtig es ist, an Stelle von geschmacklosen Bildern
Kunst ins Kinderzimmer zu hängen. Und dazu hatte Luigi Speranza noch
das enorme Glück, in der Schule eine Zeichenlehrerin zu haben, die
nicht vorschreibt, wie ein Baum gezeichnet werden muß, und ihren
kleinen talentierten Schüler mit seinen Filzstiften komponieren läßt.
Er darf all seine überquellende Phantasie spielen lassen. Was dabei
herauskommt ist umwerfend ein Gemisch aus Märchen-, Fabelwesen, Fratzen
und wunderbare Farborgien, die so reif sind, daß man gar nicht fassen
kann, daß der kleine Mann wirklich der Meister dessen war.
Hamster "Petzi"
Während des Interviews läuft Luigi
immer wieder aus dem Zimmer. Er holt Bauwerke, die er aus Lego-Steinen
fabriziert hat, schleppt seinen Hamster "Petzi" umher und sagt, daß
er einmal Maler werden will. Denn Lokomotivführer oder Pilot interessieren
ihn nicht, weil er da was lernen muß. Hingegen malen, das kann er
schon. Außer Zeichnen und Turnen hat er wenig Leidenschaften in der
Schule.
Auch seine erste Ausstellung in einer Wiener Galerie hat er bereits
hinter sich.
Seit heute kann man Luigi wieder in einer Ausstellung begutachten:
Im Rahmen der "Hietzinger Festwochen 1970", im Amtshaus Hietzing, hängen
die großen Werke des ganz kleinen Mannes.
(BILD) Turnen ist der zweite Lieblingsgegenstand
(BILD) Erste große Ausstellung des
kleinen Mannes |
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